Auch einige Tage nach dem Ende der Olympischen Spiele 2024 kann ich noch das olympische Feuer, die Motivation und die Begeisterung spüren. Fünf Tage war ich als DOSB-Vizepräsidentin in Paris, habe Wettkämpfe im Volleyball, Beachvolleyball, 3x3-Basketball, Fechten, Reiten, Handball, Rudern inklusive Goldmedaillenfinale, Tischtennis und in der Leichtathletik besucht und bejubelt. Ich konnte Erfolge und Niederlagen hautnah erleben, habe mich mit Athletinnen und Athleten ausgetauscht und die euphorische, sensationelle Stimmung genossen. Was die Menschen in Paris geschafft haben, mitten in die Stadt die Spiele zu integrieren, hat mich nachhaltig beeindruckt.

„Unvergessliche Momente, die ich allen Sportlerinnen und Sportlern von Herzen gönne“

Als Athletin war ich vier Mal bei Paralympics, habe in Nagano, Salt Lake City, Turin und Vancouver 12 Gold-, zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen gewonnen und weiß, wie es sich anfühlt, nach jahrelangen Anstrengungen auf dem Podium zu stehen. Das sind unvergessliche Momente, die ich allen Sportlerinnen und Sportlern von Herzen gönne. Wenn sich das jahrelange Training auszahlt, dann ist das die beste Bestätigung für die eigenen Fähigkeiten und einen starken Willen.

„Ja“ zu Olympischen und Paralympischen Spielen 2040 in Deutschland und „Ja“ zu Begeisterung für Leistung

Olympische und Paralympische Spiele 2040 in Deutschland fände ich super, weil viele Menschen Teil der Bewegung werden könnten. Das hätte viele gute Effekte – mehr Investitionen in Sportvereine, in Sportstätten und auch in den Schulsport, der seit vielen Jahren aufgrund von Lehrermangel viel zu oft ausfällt, um nur einige Beispiele zu nennen.

Durch erneute Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland mit all den positiven Entwicklungen könnten wir auch mehr junge Menschen für Sport und auch für Leistung begeistern. Was für eine Chance, die wir uns allen damit geben könnten. Viele Kinder und Jugendliche würden so aktiv erleben, was man durch ein regelmäßiges Training im Sport, aber auch im Leben erreichen kann. Das ist auch deshalb so wichtig, weil die körperliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen seit Jahren drastisch zurückgeht und erhebliche Gesundheitsrisiken nach sich zieht. Acht- bis Zwölfjährige gelten inzwischen als die „neue Risikogruppe“ – das belegen Studien.

Neben mehr Investitionen in Sportvereine und Sportstätten brauchen wir in Deutschland auch mehr Wertschätzung sportlicher Leistung. Dafür braucht es Rahmenbedingungen, die von Politik und Unternehmen geschaffen werden müssen.

Vorfreude auf den Berliner Mauerweglauf

Inspiriert durch die Olympischen Spiele nehme ich in wenigen Tagen gemeinsam mit einem Team an einem Wettkampf mit Symbolkraft teil. Am Wochenende werde ich Teil einer Vierer-Staffel beim Berliner Mauerweglauf sein. Gemeinsam werden wir vier, darunter auch mein blinder Bruder Michael, die insgesamt 100 Meilen bzw. knapp 161 Kilometer bestreiten. Ein sehr schöner Lauf. Zum dritten Mal starte ich dort. Ich mag die Symbolik – mit Sport an Geschichte zu erinnern. Der Berliner Mauerweglauf macht ein dunkles Kapitel deutscher Historie spürbar. Er wurde ins Leben gerufen, um sich zurückzubesinnen an die Opfer der früheren Grenze, die Deutschland zwischen 1961 und 1989 teilte.  

Seit dem Frühjahr trainiere ich für diesen Lauf. Für unsere Staffel geht es weniger um eine Bestzeit. Schön sind vielmehr die Gespräche unterwegs, die besondere Stimmung und nicht zu vergessen: die tollen, liebevoll von Sportvereinen vorbereiteten Verpflegungsstationen. Ich kenne keinen Lauf, bei dem neben Getränken auch so viel leckeres Essen angeboten wird, von Kuchen bis Melone ist für alle was dabei.

Ich wünsche Ihnen allen einen schönen, aktiven Sommer!

Ihre Verena Bentele

Zu den drei Fotos:
- Motiv 1: Verena Bentele mit Leo Neugebauer, der im Zehnkampf sensationell Silber geholt hat (Bildnachweis: privat)
- Motiv 2: Die deutschen Volleyballer, die sehr stark gespielt haben, im Viertelfinale dann denkbar knapp gegen Gastgeber Frankreich ausschieden (Bildnachweis: privat)
- Motiv 3: Symbolbild Laufen – Verena Bentele beim Halbmarathon in Kempten (Bildnachweis Ralf Lienert)

Zurück