„Verschiebt den Fokus mehr auf die Fähigkeiten und die gemeinsamen Ziele und nicht immer nur auf das, was alles nicht geht“

Was für eine Freude und Ehre: Gestern Abend, im Rahmen des Eröffnungsabends der Sportartikel-Leitmesse ISPO Munich 2024 und „Sport Marke Medien“, wurde mir der ISPO Cup 2024 verliehen. Eine ganz besondere Auszeichnung, mit der jedes Jahr sozial engagierte Sportlerinnen und Sportler oder Unternehmerpersönlichkeiten mit sportlichem Hintergrund geehrt werden, die über ihren Sport oder ihre unternehmerische Tätigkeit hinaus einen positiven, nachhaltigen Beitrag für gesellschaftliche Veränderungen leisten.

Ich bin sehr stolz, mich in die Reihe der Preisträgerinnen und Preisträger wie Katharina Witt, Franz Beckenbauer, Fritz Walter, Henry Maske u.v.m. einreihen zu dürfen und bedanke mich herzlich bei Kati Wilhelm für ihre sehr persönliche Laudatio und Stefan Rummel, CEO der Messe München, für das Interview und den wunderschönen Preis – übrigens meine erste Auszeichnung mit Beschriftung in Brailleschrift. Sie wird einen besonderen Platz in meiner Wohnung bekommen.

Herzlichen Dank an das Team der Messe München! Auch die Blindenschrift auf dem Preis ist ein Zeichen von durchdachter Inklusion.

Was mir in meiner kurzen Rede gestern Abend wichtig war: Durch mein Engagement im Sport und in der Gesellschaft möchte ich mithelfen, dass Menschen Inklusion besser verstehen und mitdenken – dass es mehr um das geht, was möglich ist, nicht um die Dinge, die nicht gehen.

Zwar gibt es noch viel zu tun, wir haben aber auch schon einiges erreicht. Denn anders als noch zu meinen ersten Paralympics mit damals 16 Jahren in Nagano, die kaum Aufmerksamkeit erhalten haben, werden heute Sportlerinnen und Sportler, die paralympisch starten, mit ihren Erfolgen gezeigt und mit dem, was sie können. Und darum sollte es auch in der Inklusion gehen. Dass Barrieren beseitigt werden – dass wir zum Beispiel zugängliche Produkte und Dienstleistungen haben. Dass Menschen, die auf leichte Sprache angewiesen sind, weil sie Lernschwierigkeiten haben oder gerade erst die deutsche Sprache lernen, leichte Sprache bekommen. Dass es für Menschen wie mich, die nicht sehen können, nicht nur einen Touchscreen, sondern auch eine akkustische Rückmeldung gibt. Etc.

Hier ist der Sport ein gutes Vorbild. Daher mein Appell an alle: Verschiebt den Fokus mehr auf die Fähigkeiten und die gemeinsamen Ziele und nicht immer nur auf das, was alles nicht geht.

Was für mich auch politisch ein ganz wichtiges Thema ist: Wie bringen wir Chancengleichheit mehr in den Fokus? Gerade auch für die soziale Inklusion und Integration von Menschen, die unterschiedliche Voraussetzungen haben, können wir viel aus dem Sport lernen. Im Sport geht es nicht so sehr darum, wo kommst du her, sondern was hast du für eine Fähigkeit und wie bringst du die ins Team ein. Bewegung und Sport sind fürs Leben eine so wichtige Lernerfahrung, die wir vielen Menschen ermöglichen sollten.

Heute ist Welttag der Menschen mit Behinderungen. Alle reden über Inklusion – das dürfen sie gerne auch. Wirklich anzufangen und dranzubleiben, ist aber entscheidend, um echte Gleichberechtigung zu erreichen.

Ihre Verena Bentele

Bildnachweise: Nahaufnahmen: Thomas Plettenberg / Messe München, weitere Motive: Heidi Willmann. Auf dem Gruppenfoto sehen Sie von links: Stefan Rummel, CEO der Messe München, Preisträgerin Verena Bentele, Laudatorin Kati Wilhelm und Tobias Gröber, Executive Director der ISPO Group.

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